Häufig machen wir uns gar nicht bewusst, was für einen großen Einfluss jedes Kleidungsstück hat, das wir kaufen. Die Modeindustrie hat Auswirkungen auf die verschiedensten Bereiche. Arbeiter:innen werden unterbezahlt und arbeiten unter schlechten Bedingungen, Kinderarbeit wird geduldet und auch die Umwelt wird in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kommt der Einsatz von schädlichen Pestiziden und Chemikalien.
Im Herstellungsprozess von Textilien werden über 6.500 verschiedene Chemikalien verwendet. Diese sind teilweise giftig bis hin zu krebserregend. Kleidungsstücke durchlaufen Prozesse, wie das Färben, Bedrucken, Glätten, Bleichen und Imprägnieren, bevor sie in den Verkauf kommen. Dabei wird pro Kilo Kleidung ein Kilo Chemikalien verwendet.
Zusätzlich verbraucht die Textilindustrie Unmengen an Wasser für die Herstellung von Kleidungsstücken und lässt das Wasser im Nachgang verunreinigt zurück. Für die Produktion eines T-Shirts werden knapp 2.500 Liter Wasser benutzt. Hierzu zählen das Wasser, das für den Anbau sowie die Herstellung des Garns und Stoffes, inklusive der Produktionsschritte, wie Färbung, Bleichen oder Reinigung, und final die Fertigstellung und Auslieferung des Kleidungsstückes, genutzt wird. Auf Baumwollplantagen werden Dünger und Pflanzenschutzmittel eingesetzt, wodurch der Boden unter den Feldern komplett verschmutzt ist. Das dadurch entstandene verseuchte Wasser zu reinigen, ist eigentlich nicht möglich und ein Ausweg wäre die Reduzierung der Pestizide.
Auch von den Textilfabriken geht eine starke Verschmutzung der umliegenden Flüsse aus. Farbreste vom Einfärben der Kleidung, als auch giftige Chemikalien werden von den Fabriken in umliegende Flüsse abgeleitet. Zur Folge hat dies, dass die Tierpopulation in den Flüssen zurückgeht, was nicht nur der Natur schadet, sondern auch bei den Menschen, die in Flussnähe wohnen, zu einem Mangel an Nahrung und Einkommen durch Fischerei führt. Natürlich entsteht dadurch ebenfalls ein Mangel an sauberem Trinkwasser und mehr Menschen erkranken auf Grund der Giftstoffe im Wasser.
Die Verwendung von großen Mengen Chemikalien schadet dabei nicht nur unserer Umwelt, sondern auch den Menschen, die die Kleidungsstücke herstellen. Wer auf Baumwollplantagen arbeitet, trägt Verfärbungen von Haut und Haaren mit sich, die durch die versprühten Pestizide ausgelöst werden. Arbeiter:innen, die an Maschinen arbeiten, riskieren Körperteile zu verlieren. An Lederwalzen kann es beispielsweise passieren, dass Personen in die Maschine gezogen werden. Atemwegserkrankungen und Haltungsschäden treten ebenfalls häufig auf und von all dem sind nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder betroffen.
Wenn ihr genaueres zur Kinderarbeit in der Modeindustrie erfahren wollt, könnt ihr euch hier unseren Artikel zum Thema durchlesen.
Hinzu kommen Gesundheitsrisiken durch enorme Überstunden, die in vielen Fällen unbezahlt sind, sowie fehlende oder unzureichende Schutzkleidung bei der Arbeit mit giftigen Stoffen. Ein Großteil der Arbeiter:innen hat außerdem keine Krankenversicherung und so kommt es nicht selten dazu, dass im Krankheitsfall ein Kredit für die Behandlung aufgenommen wird oder gar keine ärztliche Hilfe gesucht wird, da dies zu teuer ist.
Auch die Fabriken, in denen die Klamotten hergestellt werden, gefährden Gesundheit und Leben der Arbeiter:innen. Die Gebäude sind teilweise einsturzgefährdet, Notausgänge sind versperrt und andere Sicherheitsvorkehrungen fehlen oder werden nicht kontrolliert. Zwar verpflichteten sich 2013 viele Modeunternehmen nach dem Unglück im Fabrikgebäude in Rana Plaza dazu, die Gebäudesicherheit und den Brandschutz in den Fabriken sicherzustellen, jedoch unterzeichneten nicht alle der Konzerne den Vertrag, so dass es weiterhin Fabriken in kritischem Zustand gibt. Seit Beginn des Abkommens wurden immerhin die Sicherheitsvorkehrungen in über 1600 Fabriken angepasst und Mängel behoben.
Die Modeindustrie birgt eine Vielzahl von giftigen Substanzen und gefährlichen Arbeitsbedingungen, die sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Arbeiter:innen beeinträchtigen. Die negativen Auswirkungen reichen von der Verwendung einer Vielzahl giftiger Chemikalien bei der Herstellung von Textilien bis hin zur Verschmutzung von Wasserquellen und Flüssen durch Textilfabriken. Dabei werden nicht nur die Natur und die Tierwelt geschädigt, sondern auch Menschen, die in der Nähe dieser Gewässer leben, sowie die Menschen, die für unsere Kleidung arbeiten müssen.
Quellen
Quarks: Billigmode – Darum ist uns Kinderarbeit beim Kleiderkauf egal
Quarks: Fast Fashion – So macht unsere Kleidung die Umwelt kaputt
WirtschaftsWoche: BILLIG-MODE – Die Leder-Produktion in Bangladesch stinkt zum Himmel
Public Eye: Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
Deutsche Welle : Textilfabriken in Bangladesch werden sicherer